Semesterbeginn aus schulärztlicher Sicht
Der Herbst zeigt seine ersten Spuren in der Natur, der nächtliche Aufenthalt im Garten beginnt erfrischend zu werden, und der Alltag für unsere Schüler und Lehrer hat bereits wieder begonnen.
Für unsere Kleinsten beginnt der Ernst des Lebens
Besonders in den ersten Schultagen unserer Taferlklässler sollten die Eltern vermehrt das Gespräch mit ihren Kindern suchen, das Positive am Neuanfang hervorheben, Interesse wecken und auch über den eigenen Schulbeginn erzählen. Hierbei sind auch das aufmerksame Zuhören und das Beantworten von Fragen zur Festigung einer vertrauensvollen Kind-Elternbeziehung unerlässlich.
Dabei gilt es vor allem nicht mit der Schule zu drohen und negative Äußerungen zum Thema Schule zu vermeiden. Dem Kind sollte für die Umstellung auch genügen Zeit geben werden um es sich eigenständig bewähren zu können und Spannungen und Konflikte mit neuen Klassenkameraden selbst zu lösen. Bei unüberwindbaren Hindernissen, Ängsten etc., können nach angemessener Zeit immer noch kompetente Fachleute wie Lehrer, Schulleiter, Schulpsychologen oder Schulärzte konsultiert werden.
Schulwechsel
Auch der Übertritt in Hauptschule, Neue Mittelschule oder Gymnasium etc., ist mit neuen Herausforderungen verbunden. Internatsunterbringungen stellen besonders starke soziale Ansprüche an die betroffenen Schüler.
In meist neuer Umgebung erfolgt der Wechsel in eine neue Klassengemeinschaft, verbunden mit entsprechenden Umstellungsschwierigkeiten.
Häufig ist das Lerntempo wesentlich schneller, auch das Ausnützen der gesamten Notenskala kann die Umstellung erschweren. Ein erstes „Befriedigend“, „ Genügend“ oder gar „Nicht Genügend“ muss erst einmal verdaut werden. Wichtig ist dem Schüler die Botschaft zu vermitteln, dass Schulnoten keine Aussage über Persönlichkeit des Menschen sind, sondern lediglich eine punktuelle Leistung bewerten.
Die relativ große Wochenstundenanzahl und ein möglicherweise langer Schulweg sind belastend und ermüden. Es muss auch unbedingt die individuelle körperliche Konstitution jedes Schülers beachtet werden.
Bei anhaltenden Problemen ist ein Überstiege in Hauptschule oder nach 8. Schulstufe in anderen Schultyp möglich.
Kinder sind die im Straßenverkehr gefährdetsten Verkehrsteilnehmer
Schulwegtraining und weitere geeignete Maßnahmen wie das Tragen von möglichst heller Kleidung, Schultasche oder Rucksack, können zu wesentlich mehr Sicherheit im Straßenverkehr beitragen. Fehlverhalten im Straßenverkehr durch Erwachsene sollte aufgrund der negativen Vorbildwirkung vermieden werden.
Kinder können einerseits größenbedingt den Verkehr nicht überblicken, andererseits können auch Geschwindigkeit und Entfernungen noch nicht gut abgeschätzt werden. Zusätzlich reagieren Kinder meist sehr impulsiv und lassen sich auch rasch ablenken, Eigenschaften die zur erhöhten Gefährdung von Kindern im Straßenverkehr beitragen.
Eltern sollten daher mit ihren Kindern einen sicheren Schulweg festlegen und gemeinsam üben. Auf besonders gefährliche Stellen sollte hingewiesen werden und dann gesondert darüber gesprochen werden. Hilfreich kann auch ein Rollentausch mit dem Kind sein, indem es den Eltern den Schulweg erklärt. Bereits gefestigtes Wissen kann so abgerufen werden, durch Lob kann der Lernprozess nachhaltig unterstützt werden. Das Weitergeben von Grundregeln für das Verhalten im Straßenverkehr wie z. B. das Gehen auf der der Straße abgewandter Seite des Gehweges, kann unter Umständen sogar lebensrettend sein.
Autofahrer bitte vor allem im Bereich von Bildungseinrichtungen besonders vorausschauend, rücksichtsvoll und sicherheitsbewusst fahren, zum Schutz unserer Kinder die unter anderem aus oben angeführten Gründen durch den Gesetzgeber vom Vertrauensgrundsatz ausgenommen sind.
Stütz-Bewegungsapparat und Schultasche
Einseitige Belastungen sollten an sich vermieden werden, dies gilt natürlich auch für das Tragen von Schultaschen. Folglich sollten immer beide Riemen getragen werden und auch straff gezogen sein. Die Größe einer Schultasche ist dann richtig gewählt, wenn diese an beiden Schulterblättern und beiden Beckenkämmen anliegt. Von großer Bedeutung ist auch die gleichmäßige Verteilung der Lasten in der Schultasche, schwere Bücher sollten immer in Rückennähe platziert sein. Prinzipiell sollte nur das Notwendige getragen werden. Als Faustregel gilt, dass das Gesamtgewicht der Schultasche maximal 12% des Körpergewichts des Trägers ausmachen darf. Das Thema „Schultasche“ wird in der ÖNORM 2170 bzw. Deutsche Norm DIN 58124 geregelt, wobei Materialbeschaffenheit, Form inklusive Eigenschaften der Ecken und Kanten der Schultasche, Gurtbreite, dem Vorhandensein von Haltegriffen und fluoreszierendem Material außen, normiert werden.
Kindgerechter Lernplatz zu Hause
Der häusliche Arbeitsplatz für Hausaufgaben und Lernzeit sollte in reizarmer Umgebung kindgerecht gestaltet werden. Ein ergonomischer Schreibtisch mit entsprechender Sitzgelegenheit, in richtiger Größe, eventuell auch höhenverstellbar, sollte zur Vermeidung von Haltungsschäden vorhanden sein. Auch auf richtige und damit augenschonende Beleuchtung sollte nicht vergessen werden.
Prüfungsangst
Bis zu einem gewissen Grad sind Aufregung und Angst vor oder während Prüfungen normal und sogar leistungsfördernd. Nimmt die Prüfungsangst jedoch derart überhand, dass sie die Leistungsfähigkeit und das Befinden des Betroffenen beeinträchtig, sind Gegenmaßnahmen zu setzen. Zuerst muss die Prüfungsangst als solche erkannt werden, dann analysiert und die dahinterstehenden Mechanismen verstanden werden, dann erst sind Bewältigungsstrategien erlernbar, ein Entwicklungsprozess, der von Schulpsychologen gerne begleitet wird.
Auch Eltern müssen lernen
Loszulassen und die Kinder zur Selbstständigkeit zu erziehen fällt vielen Eltern nicht leicht. Hierbei gilt es zu lernen, den zuvor von den Eltern vollkommen abhängigen Menschen sich entwickeln zu lassen, ihn zu begleiten , gegebenenfalls zu beraten, aber auch die Verpflichtungen, die das Leben mit sich bringt, nicht abzunehmen. Setzen sie Vertrauen in ihr Kind und entwickeln sie eine verständnisvolle Beziehung zu Ihrem Kind und begleiten sie es.
Gesundheitserhaltende Maßnahmen
Wichtig ist das Einhalten einer alltagstauglichen Tagesstruktur mit dem Wechsel von Lernphasen und ausreichend Freizeit. Sportlichen Aktivitäten, wie Ausgleichsübungen und Kräftigungsübungen des Stütz-, Bewegungsapparats, aber auch zur Stärkung der Kondition über den Schulsport hinaus, sollten ebenfalls fixe Bestandteile des Tagesablaufs sein. Darüber hinaus trägt gesunde Ernährung im Sinne einer ausgewogenen Mischkost bei. Eine Reduktion der tierischen zu Gunsten von pflanzlichen Fetten und eine dem tatsächlichen Bedarf angepasster Kalorienzufuhr sollte auch bei der täglichen Schuljause beachtet werden. Ausreichend Schlaf dient ebenso der Gesunderhaltung
Eltern-Kind-Gespräche mit dem gezielten Ansprechen von außergewöhnliche Belastungen des Alltags, aber auch Reflexion über neuere Problemfelder wie z. B. Fernsehsendungen oder Web-Seiten mit nicht altersadäquaten Inhalten, sollte regelmäßig stattfinden um potentiellen psychischen Belastungen vorzubeugen.
Ein besonderer Stellenwert bezüglich Gesunderhaltung kommt der schulärztlichen Untersuchung zu, war doch bei allen an sonst gesunden Kindern die letzte offizielle ärztliche Untersuchung die Abschlussuntersuchung im Rahmen des Mutter-Kind-Passes. Eine Lücke in der Gesundheitsbetreuung, die es zu schließen gilt.
Im Rahmen der Bildungsoffensive des Projekts „Bildungscampus Moosburg“ werden Kinder im Alter von 1-15 Jahren individuell, je nach Potentialen gefördert. Außerdem sind neue Nahtstellen in Entstehung begriffen, die eine Erleichterung des Übergangs vom Kindergarten in die Volksschule und von der Volksschule in die Neue Mittelschule zum Ziel haben. Im weiteren Sinne sind diese Maßnahmen auch gesundheitserhaltende Maßnahmen und somit auch aus schulärztlicher Sicht voll inhaltlich zu unterstützen.
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